Hellerau, die Gartenstadt am Rande Dresdens, wagte in ihren Gründungsjahren 1908-1914 einen Aufbruch in die Moderne. Während dieser intensiven Zeitspanne war der Ort ein Zentrum der Lebensreform und Anziehungspunkt für die europäische Avantgarde. Die Siedlung gilt nicht nur als Vorreiter eines nachhaltigen Städtebaus, sondern war Ausgangspunkt vielfältiger kultureller Innovationen, Experimente und Kondensationspunkt ganzheitlicher Lebensideale, die bis in die Gegenwart wirken. Hellerau steht zugleich für kontroverse Wechselwirkungen in Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft, in denen sich konzeptionelle und ideologische Brüche zeigen.
Während eines Kolloquiums im Herbst 2020 wurde diese Komplexität in Referaten internationaler Fachleute beleuchtet. Die Publikation „Hellerau: Ort der Moderne“ schließt mit den Tagungsbeiträgen und zusätzlichen Texten Lücken in der Hellerau-Forschung. Neben architekturhistorischen und -theoretischen Fragen zur Gartenstadtplanung werden weitere Themen des Hellerau-Kosmos aufgegriffen: zeitgeschichtliche Hintergründe, Theatergeschichte und -praxis, Innovationen im Kunstgewerbe und reformpädagogische Ansätze.